Helmstedt

Woher kommt der Hass?

Neujahrsempfang 27.1.2024

Mit Gästen aus Kirche, Politik und Gesellschaft lud der Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Hildesheim am Samstag zum Neujahrsempfang ins Kloster St. Ludgerus nach Helmstedt. Dieses Jahr stellte der Diözesanrat die Frage nach Rechtsextremismus und menschenfeindlichen Haltungen in den Mittelpunkt. Kurz: „Woher kommt der Hass?“

Unter diesem Titel schrieb die Hamburger Dipl.-Psychologin und Autorin Anne Otto schon 2019 ein Buch, in dem sie die psychologischen Ursachen von Rechtsruck und Rassismus untersuchte. Die Bereitschaft fremdenfeindlichen Botschaften zuzustimmen hat sich laut Otto nicht geändert, rechte Gesinnung war immer da. AfD-Wähler*innen sind nicht nur weiß, männlich, älter und aus dem Osten, sondern auch jung, weiblich, mit unterschiedlichen Herkunftsgeschichten und aus allen Bundesländern. Otto geht auf unterschiedliche psychologische Erklärungsmodelle ein, die den Hass begründen.

Otto stellt die wichtigste Frage: „Was können wir jetzt tun?“ und beantwortet sie auch gleich. Grundlegend für den Abbau von Vorurteilen und Hass ist die Begegnung. Wichtig sei vor allem sagen zu können „Ich sehe das anders!“ Außerdem ist es wichtig groß zu denken und die eigene Haltung zur Welt bewusst justieren. Das zeigt sich am Erfolg der derzeitigen Demonstrationen, so Otto.

Diözesanratsvorsitzender Dr. Christian Heimann erinnert auch an die Relevanz jeder einzelnen Person. „Jeder Christ und jede Christin kann sich einbringen und etwas in der Gesellschaft bewirken“. Er verwies auf die Wichtigkeit dieses Themas, grade mit Blick auf den Gedenktag zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am heutigen 27. Januar.

Sprachlos macht Dr. Andreas Püttmann, der seinen Vortrag mit an ihn gerichteten Hass Mails einleitet.  Püttmann, Politikwissenschaftler, Journalist und Publizist, aus Bonn, beleuchtet eingangs aus christlicher Sicht die Frage nach dem Hass. „Der Mensch, gut geschaffen, aber fähig zum schlimmsten. Menschen können durch negative Sozidynamiken, die den inneren Schweinehund wecken und füttern, weit unter ihr moralisches Niveau gebracht werden.“ Was ist das Wirkungsvollste gegen den Hass? „Bildung und Erziehung“, so Püttmann, Er plädiert für das Pflichtfach Mediennutzungskompetenz und eine Klarnamenpflicht in sozialen Netzwerken. Wichtig sei als Christen etwas in der Gesellschaft beizutragen. Der derzeitige Rechtsruck geht nicht von alleine weg, so Püttmann. Dem müsse sich jede und jeder aktiv entgegenstellen. Einig sind sich die Beteiligten, dass es jetzt an der Zeit sei, aktiv zu reagieren und sich dem Hass entgegenzusetzen. Otto wünscht sich mit Blick auf die Demonstrationen „Ausdauer, die uns das ganze Jahr begleiten wird.“

Maren Trümper, die bis 2021 Leiterin der Begegnungsstätte St. Ludgeri war, moderierte den Neujahrsempfang. Anne Seeger, Lehrerin an der Musikhochschule in Helmstedt, begleitete den Empfang an der Harfe.

Bischof Heiner im Gespräch mit Dr. Christian Heimann, Anne Otto, Dr. Andreas Püttmann und Moderatorin Maren Trümper.

Referentin Anne Otto.

Dr. Andreas Püttmann.

Anne Serger an der Hafe.